Unsere moderne Geographie und Navigation geht zurück auf die Arbeit des
großen Universalgelehrten Gerhard Mercator. Der Wissenschaftler wurde
bereits zu seinen Lebzeiten als Ptolemäus seiner Zeit gesehen. Seine
Bedeutung für die Mathematik, die Philosophie und vor allem die
Kartographie blieb über Jahrhunderte hinweg unerreicht. Sein
kosmographischer Atlas legte den Grundstein für die Wissenschaft der
Geographie. Das umfassende Werk „Atlas Sive Cosmographicae“ besticht
nicht nur durch seine systematische Korrektheit und Präzision, es ist
gleichzeitig einer der schönsten illustrierten Codices der Renaissance.
Der Atlas des Gerhard Mercator gilt ohne Frage als das erste und wichtigste gebundene Kartenwerk, das je geschaffen wurde.
Sein größtes und berühmtestes Projekt trägt den vollen Titel „Atlas
sive Cosmographicae meditationes de fabrica mundi et fabricati figura“,
was übersetzt bedeutet Atlas oder Gedanken eines Kosmographen über die Erschaffung der Welt und die Gestalt des Geschaffenen.
Das umfangreiche Werk umfasst neben Abbildungen der Welt, der
Kontinente und Länder auch theoretische Schriften zur
Schöpfungsgeschichte. Der Atlas ist nicht nur ein Meilenstein der Geographie, er überzeugt mit seinen brillant kolorierten Illustrationen auch als absolutes Meisterwerk der spätmittelalterlichen Buchkunst.
Der große Gelehrte Gerhard Mercator
Gerhard Mercator, eigentlich Gerhard Krämer, war ein Universalgelehrter und einer der größten Wissenschaftler des 16. Jahrhunderts.
Er war Mathematiker, Philosoph, Theologe und setzte vor allem in seiner
Tätigkeit als Geograph und Kartograph Maßstäbe. Er wurde noch zu
Lebzeiten als der Ptolemäus seiner Zeit angesehen und war bis in die arabisch-islamische Welt berühmt. Bekannt und heute noch präsent ist Mercator vor allem wegen der von ihm erfundenen und nach ihm benannten Mercator-Projektion,
die auch in der modernen Kartographie noch Anwendung findet. Sein
umfassender, kosmographischer Atlas veränderte die mittelalterliche
Weltsicht grundlegend. Er war nach seiner Veröffentlichung nicht nur die
wichtigste Navigationshilfe für Reisende zu Land und zu Wasser,
sondern enthielt auch geographische Informationen, die der
mittelalterlichen Weltbevölkerung bis dahin völlig unbekannt waren.
Mercator selbst konnte das Erscheinen seines Meisterwerkes nicht mehr
miterleben. Der Atlas wurde ein Jahr nach dem Tod des Meisters von dessen Sohn Rumold herausgegeben.
Ein Meisterwerk der Kunst und Wissenschaft
Der Mercatoratlas ist ein Kunstwerk von besonderem Rang. Er besticht durch seine Systematik, seine Präzision, die die Geographie des Mittelalters revolutionierte. Zu dieser Detailgenauigkeit kommt sein ausgesprochen hochwertiger, künstlerischer Charakter.
Information und Ästhetik sind in diesem Werk, das sich ganz im Stil der
Renaissance präsentiert, auf hervorragende Art und Weise miteinander
vereint. Die abgebildeten Karten tragen Titel in aufwendiger, heraldisch anmutender Federschrift. Wasserflächen sind mit Fischen und Schiffen ausgestaltet, prächtige Wiesen und Landschaften
zieren die Seiten in leuchtend saftigem Grün. Das unvergleichliche
Meisterwerk war schon zur Zeit seiner Entstehung unglaublich kostbar und
nur für ausgesprochen wohlhabende Mitglieder der mittelalterlichen
Gesellschaft bezahlbar. Originale Exemplare des Atlas befanden sich
beispielsweise im Besitz von Queen Elisabeth I. und von Ferdinand II. de Medici, dem Herzog der Toskana.
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